100 Jahre Bauhaus „Haus am Horn“


Genau heute vor 100 Jahren, am 15.08.1923, wurde in Weimar die erste Bauhausausstellung eröffnet, die Arbeiten der Kunstschule der Öffentlichkeit vorstellen sollte und die in Musterprojekten die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Disziplinen von Architektur, Gewerbe und Kunst als Wegweiser für Standardisierung in Industrie- und Handwerk präsentierte.

Das „Haus am Horn“ in Weimar, das mit Mühe und Not zum 15.08.1923 soweit fertig gestellt werden konnte, dass es als eines der Ausstellungsstandorte genutzt werden konnte, erprobte als Musterhaus ein enges Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen und Gewerke am Bau, beginnend bereits vor der Entwurfsplanung. Der Entwurfs- und Bauprozess wurde von Beginn an als großes Ganzes gedacht, was Qualität, Bauzeit und Kosten positiv beeinflußt und eine neue Richtung für das moderne Bauen vorgab. Ziel des Bauhauses war es, jedem gutes, gesundes Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen, indem Innenräume geschaffen werden, die Bewegungsabläufe der NutzerInnen unterstützen und durch Licht und Luft physische und psychische Gesundheit stärken, dabei durch Rationalisierung und Standardisierung den Bauablauf schneller und kostengünstiger machen. 

Die Ausstellung war trotz des holprigen Starts und einer 4-wöchigen Verzögerung des Ausstellungsbeginns ein großer Erfolg und fand weltweit Anerkennung. Bis heute gilt das Bauhaus als Wegweiser der Moderne in Architektur und Produktdesign. 

Im letzten Jahr hatte ich mit meinen Kolleginnen von Frau Liebt Bau die Gelegenheit, das „Haus am Horn“ zu besuchen. Wie bereits beim Besuch des Bauhauses Dessau und seiner Meisterhäuser und Wohnhäuser der Siedlung Törten vor einigen Jahren, war ich auch diesmal wieder beeindruckt von Raumstruktur und dem durchdachten Zusammenspiel aus Architektur, Innenraum und Ausstattung. Auf vor allem für heutige Verhältnisse kleinen Raum werden durch bewusster Nutzung von Linien, Proportionen, Tageslicht und Farben großzügige, einladende Innenräume geschaffen. Beim „Haus am Horn“ sind die kleineren Privat- und Nebenräume wie Schlafzimmer und Küche um einen zentralen Gemeinschaftsraum in der Mitte organisiert. Zugegeben, durch die Oberlichter und fehlenden Blickachsen in den Außenraum wirkt ausgerechnet dieser Gemeinschaftsraum etwas beengend. Doch mich berühren diese Bauhaus-Gebäude und Innenräume jedes mal sehr, mehr als die schönsten Kathedralen. Ich spüre den Aufbruchsgeist, den Wunsch nach einer modernen, offenen Gesellschaft, der wenige Jahre später für viele Bauhäusler wegen eines nationalsozialistisches Regimes in Exil oder gar Tod führte. Ich spüre den Spaß an der akademischen wie auch künstlerischen Auseinandersetzung, an der Untersuchung gesellschaftlicher und sozialer Fragen, wie ich ihn ebenso mag, den ich als existenziell wichtig für auch heute tätige ArchitektInnen empfinde und der ganz sicher auch wieder ernster genommen werden sollte – Spaß hin oder her. 

Hier nehme ich euch mit durch eine Runde durch das „Haus am Horn“, mit den Fotos, die im letzten Jahr auf unserer Frau-liebt-Bau-Reise entstanden sind. 


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